25. März 2022
Cochlea-Implantate: Ersatzteile und Hilfe für Geflüchtete
Unter Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine flüchten, sind auch zahlreiche mit Cochlea-Implantaten. Ersatzteile und medizinische Unterstützung sind eine wichtige Hilfe für die Menschen in Not, besonders wichtig ist außerdem das Verständnis für die Situation.
Menschen auf der Flucht sind in Ausnahmesituationen. Für Geflüchtete mit CI ist die Barriere in der Kommunikation noch einmal höher.
Zuwendung für Menschen mit Cochlea-Implantaten
Schon die normale Kommunikation in Flugzeugen und Bahnen empfinden sehr viele CI-Träger als unangenehm oder sehr unangenehm, wie eine nicht repräsentative Umfrage des Cochlea Implantat Verband Nord ergeben hatte. Auch die Kommunikation in Behörden wird von CI-Trägern oftmals als schwierig eingeschätzt. Für Menschen, die nach einer langen Flucht aus einem Zug oder Bus aussteigen ist die Situation noch einmal ungleich komplizierter.
Taubheit und CI-Träger erkennen
Für Annalea Schröder, politischer Referentin der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft, DCIG, ist es deshalb besonders wichtig, auf die Bedürfnisse der Geflüchteten einzugehen: „Den Geflüchteten zeigen, dass man das Hörproblem kennt, nachvollziehen kann und sicherstellt, dass sie alle Informationen bekommen. Allein das Gefühl zu wissen, dass da jemand ist, der weiß, was eine Hörschädigung bedeutet, kann sicherlich schon beruhigen.“
Flugblätter und einfache Hilfsmittel
Außerdem ist, sofern auch die Helfer ukrainisch oder russisch sprechen wichtig, dass die Geflüchteten das Mundbild erkennen. Gestik und Mimik seien natürlich ebenfalls wichtig, sicherlich auch für die guthörenden Geflüchteten, so Schröder. Auch einfach Hilfsmittel können helfen. Der Google-Übersetzer oder ganz herkömmlich mit Zettel und Schrift, lässt sich die Kommunikation vereinfachen.
DCIG bietet Hilfe an
Sehr hilfreich sind einfache Flugblätter, die sich sowohl an Geflüchtete, als auch an die Helfer richten. Der Baeyrische Cochlea Implantat Verband hat ein leicht verständliches Flugblatt entwickelt (PDF), das in deutsch, englisch und ukrainisch übersetzt ist. So bekommen nicht nur die Helfer erste Informationen, was ein CI ist, sondern der Verband bietet sich auch als Ansprechpartner für Helfer und Geflüchtete an. Da es aber keine einheitliche Regelung gibt, lohnt sich der Blick auf die Seite der DCIG. Dort ist nicht nur eine Datenbank mit Selbsthilfegruppen hinterlegt, die DCIG steht auch als Ansprechpartner für Geflüchtete zur Verfügung und hilft Probleme zu lösen.
Über die Internetseite des Deutschen Gehörlosen-Bunds sind ebenfalls Hilfsangebote abrufbar. Die Lebenshilfe hat auch Angebote zusammengestellt. Neben den Möglichkeiten Geld zu spenden, ist auch das Portal Hilfsabfrage.de verlinkt. Dort werden Transfer- und Wohnangebote gebündelt von Organsiationen der Behindertenhilfe gelistet.
Eine besonders gute Linksammlung der BAG Selbsthilfe gibt einen guten Überblick über Organisationen und Vereine, die geflüchteten Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen helfen. Die Liste wird nach Angaben der BAG Selbsthilfe regelmäßig aktualisiert.
Verein sammelt Hörgeräte
Ein weiteres Angebot macht der Verein Hörgeschädigte Bremen und Bremerhaven, HBB e.V.. Der Vorstand bittet darum, alte, noch funktionsfähige Hörgeräte an den Verein zu schicken. Die Geräte sollen geprüft und anschließend geflüchteten Menschen zur Verfügung gestellt werden. Der Verein sucht dafür auch Akustiker, die sich an dem Projekt beteiligen.
Medizinische Versorgung für geflüchtete Menschen
Die geflüchteten Menschen aus der Ukraine haben Anspruch nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die zuständigen Ämter in der Kommunen stellen Behandlungsscheine aus, in Notfällen geht es auch ohne. Allerdings ist dafür laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung ein gemeldeter Aufenthaltsort oder die Unterbringung in einer örtlichen Einrichtung notwendig. Weitere Informationen sind auf dem Hilfeportal des Bundesinnenministeriums Germany4Ukraine.de in deutsch und ukrainisch verfasst.
Eine Stichprobe in großen Kliniken, die CI-Operationen durchführen, hat ergeben, dass es für CI-Träger keine weitergehenden einheitlichen Regelungen gibt. Dort gab es sowohl die Zusicherung für unbürokratische Hilfe, als auch den Verweis an die übergeordnete Organisation durch die Behörden.
Cochlea-Implantate: Ersatzteile
CI sind inzwischen sehr zuverlässig. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass auf der Flucht von Menschen für die Cochlea-Implantate Ersatzteile benötigt werden, zum Beispiel Akku, Spule, Ladegerät oder Kabel. Die Firma Cochlear hat deshalb angekündigt, geflüchtete Menschen aus der Ukraine kostenfrei mit Ersatzteilen zu versorgen. Med-el Deutschland hat ebenfalls Unterstützung zugesichert. Advanced Bionics arbeitet an Lösungen für Deutschland, teilte das Unternehmen mit.
Unterstützung und Spenden für CI-Träger in der Ukraine
Auf der anderen Seite gibt und gab es Unterstützung in der Ukraine. In den vergangenen zwei Jahren habe es ein staatliches Programm gegeben; dabei seien 500 CI für Kinder, aber auch Erwachsene implantiert worden, sagt Doktor Monika Lehnhardt-Goriany von der Lehnhardt Stiftung. Diese Menschen benötigen Hilfe und die Lehnhardt Stiftung hat bereits mehrere Lieferungen organisiert.
Firmen, wie zum Beispiel Oticon hätten bereits Batterien gespendet. Diese würden auch für Hörgeräte benötigt. In einem Hilfkonvoi hat die Lehnhardt-Stiftung Cochlea-Implantate, Ersatzteile, Spulen, Kabel und Batterien in die Ukraine geschickt. Möglich ist das, weil die Stiftung gute Kontakte in die Region hat. Inzwischen hat die Stiftung das Engagement noch deutlich ausgebaut und schickt auch medizinisches Gerät und Medikamente in die Ukraine. (mr)
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