9. Januar 2022
Lustiges Improvisieren auf der Nordseeinsel Sylt
Schlagfertig kontern und angemessen reagieren – das kann man lernen. Und dabei auch noch Spaß haben. Im generationenübergreifenden Improtheater-Workshop der DCIG konnten die Teilnehmenden genau das auf der Insel Sylt üben. Teilnehmer Sascha Bartelheimer berichtet.
Als ich die damals frisch veröffentlichte Veranstaltungsanzeige für die Blogwerkstatt mit dem Titel „Zwischen Deich und Strand“ las, war mein erster Gedanke: Sylt – das klingt cool und nach etwas Sonne, Strand und Erholung. Obendrein bietet es das für mich Wichtigste, nämlich den Kontakt und persönlichen Austausch mit Gleichbetroffenen. Die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass die Bildung eines eigenen Eindrucks über das vielfältige und unterschiedliche Hören der anderen immer gutgetan hat und in meiner Entscheidungsfindung pro CI letztendlich weitergeholfen hat. Auch habe ich aus den geführten Dialogen oftmals neue Impulse und Lösungsansätze mitnehmen können. Nur mit dem Wort „Improvisationstheater“ wollte ich auf Anhieb nicht so warm werden. Theater spielen klang für mich wie nach einer fest vorgegebenen Rolle aus einem öden Buch. Also dachte ich mir: Okay, das soll dich jetzt mal nicht an einer Anmeldung hindern, die anderen Teilnehmer sind gewiss auch keine geborenen Theaterschauspieler. Notfalls gebe ich mich mit einer goldenen Himbeere zufrieden – ist ja schließlich auch ein Preis, mit dem man an ein Ereignis erinnert wird.
Die Themen wurden immer bunter
Je näher der Starttermin kam, desto bunter wurden die Themen und Fragen in der eigens für die Blogwerkstatt gebildeten WhatsApp-Gruppe, aber auch die Antworten wurden immer amüsanter. Ein paar Wenige kannte ich bereits persönlich
oder flüchtig von den Online-Veranstaltungen während der Corona-Pandemie. Dennoch gab es noch sehr viele Personen, die mir unbekannt waren. All dies führte dazu, dass meine Vorfreude auf neue Begegnungen und die bevorstehende Woche zunehmend wuchs. Nach Ankunft, Begrüßung und Zimmerbelegung im Fünf- Städte-Heim auf Sylt-Hörnum folgte schon das erste Beschnuppern von Ort und Menschen. Für das aufzuführende Improtheater wurden die 39 Teilnehmer/innen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren in drei Gruppen eingeteilt, und es ging schnell ans Eingemachte. Im Wechsel mit den beiden Referenten Markus und Mira wurden verschiedene Kursspiele durchgeführt, die am letzten Tag vor der Abreise aufgeführt werden konnten. Schnell merkte ich, dass die Übungen mit dem von mir angedachten Theaterspielen nichts gemein hatte. Statt ernst ging es eher witzig und mit viel Lachen einher. Selten hat mir ein Workshop so viel Spaß bereitet. Ich war positiv überrascht.
Offenherzige, tolerante, harmonische Gemeinschaft
Toll fand ich auch das bestehende Unterstützungsangebot mit den Mikrofonen und T-Spulen, das von fast allen Teilnehmern wohlwollend angenommen wurde und die Kommunikation zu einem entspannten und recht stressfreien Erlebnis machte. Obwohl wir eine vergleichsweise große Gruppe mit vielen neuen Gesichtern waren, hätte ich nicht gedacht, dass eine Gemeinschaft so offenherzig, tolerant, harmonisch und unterstützend miteinander umgehen kann. Man lachte zusammen, machte jeden Quatsch mit, so blödsinnig eine Aktion auch war, und half aus, wenn der ein oder andere nicht mehr weiterkam. Dabei wurde gemeinsam nach Lösungen gesucht und man gab untereinander individuelle Hilfe, sobald sie von Nöten war. Jeder konnte der Mensch mit all seinen Macken und Schwächen sein und wurde trotzdem niemals allein im Regen stehen gelassen. Dieses großartige Miteinander habe ich in dieser Form in all meinen Lebensjahren in der hörende Welt so noch nicht erlebt.
Ein unvergesslicher Aufenthalt
Statt den Aufenthalt einzig mit zahlreichen Übungen auszufüllen, wurde die Zeit mit einer gemeinsamen Wattwanderun unter Anleitung eines professionellen Führers, einer Schifffahrt zu den Seehunden oder zur freien Gestaltung bereichert. Die Abende gestalteten sich gesellig mit Spielen und Spaziergängen. Der Höhepunkt der Woche war selbstverständlich das Improtheater am Donnerstagabend, bei dem sich mehr als 22 Freiwillige für verschiedene Spiele gemeldet haben. Den Spaß, den wir alle an diesen Abend miteinander hatten, kann man mit Worten nicht beschreiben. Zum Glück hatte ich die spontane Idee, die Szenen per Video für die Ewigkeit festzuhalten, so dass für alle Teilnehmenden und Außenstehende die Möglichkeit besteht, den unvergesslichen Aufenthalt immer wieder in Erinnerung zu rufen. Ich freue mich schon auf die nächste Blogwerkstatt und das Improtheater 2.0. Danke, dass ich mit dabei sein durfte!
Text Sascha Bartelheimer, Fotos: privat
Der Bericht erschien in der Schnecke 114/Dezember 2021.
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