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1. März 2021

Zum Welttag des Hörens: Was tun, wenn Hörgeräte nicht (mehr) helfen?

Anlässlich des weltweiten Aktionstages der WHO macht Med-el auf die immer noch zu wenig bekannten Behandlungsalternativen von Hörverlust jenseits von konventionellen Hörhilfen aufmerksam.

Weltweit leiden rund 466 Millionen Menschen an Hörverlust. Bis 2050 soll sich nach Angaben der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) die Zahl der Betroffenen sogar fast verdoppeln. Eine alarmierende Prognose, die sich auch hierzulande widerspiegelt: Denn mit 15 Millionen tauben oder schwerhörigen Bürger/innen ist immerhin fast jede/r Fünfte in Deutschland von Hörverlust betroffen und dennoch sind nach Schätzungen des Deutschen Schwerhörigenbundes mindestens drei Millionen Deutsche nicht mit einer für sie passenden Hörlösung versorgt. Dabei ist die Bedeutung eines richtig behandelten Hörverlustes gerade in Zeiten von Social Distancing besonders hoch, denn Gespräche per Video oder auf Distanz sowie das Tragen eines Mundschutzes machen es Betroffenen deutlich schwerer mit der hörenden Welt zu interagieren. Gründe genug also dem diesjährigen Welttag des Hörens der WHO unter dem Motto „Hörgesundheit für alle“ besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung ist Hörverlust keine Frage des Alters und auch dann behandelbar, wenn Hörgeräte nicht (mehr) helfen.

Für jede Art von Hörverlust gibt es die passende Hörlösung

Tatsächlich stellen Hörgeräte nur eine Therapiemaßnahme zur Behandlung einer Hörminderung dar. Gerade für Menschen, die unter einem hochgradigen Hörverlust oder unter vollständiger Taubheit leiden, können sog. Hörimplantate eine wirksame Alternative zu konventionellen Hörhilfen sein. Denn anders als mit klassischen Hörgeräten können damit fast alle Arten von Hörverlust erfolgreich behandelt werden. „Ein Hörgerät arbeitet, vereinfacht ausgedrückt, wie ein Verstärker, der alle Geräusche einfach nur lauter macht. Ein Hörimplantat hingegen ist in der Lage die defekten Teile des Hörorgans komplett zu ersetzen und kann daher auch dann eine Alternative sein, wenn das Hörorgan nicht imstande ist, die eingehenden Töne aufzunehmen und ein Hörgerät entsprechend keine Wirkung zeigen würde“, erklärt Prof. Mark Praetorius, stellvertretender Klinikdirektor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Am häufigsten werden Cochlea-Implantate eingesetzt. Doch auch andere Hörimplantate, wie etwa ein Mittelohrimplantat oder ein Knochenleitungsimplantat können gerade für Menschen mit einer Innenohrschwerhörigkeit oder bei Schallleitungs- und kombinierten Hörverlust eine erfolgreiche Behandlungsmethode sein.

Hören mit CI, Medel
Foto: Med-el

Hörverlust kann jeden treffen

Valerie Pestinger

Seit Kindesbeinen leidet Valerie Pestinger an Hörverlust. Dank ihrer Cochlea-Implantate kann sie heute selbstverständlich an der hörenden Welt teilhaben © Valerie Pestinger

Dass Hörverlust kein Phänomen ist, das nur Menschen im fortgeschrittenen Alter trifft, zeigt Valerie Pestingers Geschichte: Mit vier Jahren ertaubte die promovierte Molekularbiologin in Folge einer zu spät erkannten Meningitis auf dem rechten Ohr vollständig und litt seither auf der linken Seite unter einem schweren Hörverlust. Fast dreißig Jahre kämpfte sie mit den Herausforderungen als nahezu vollständig tauber Mensch an der hörenden Welt teilzuhaben. Erst ihre Cochlea-Implantate gaben ihr zurück, was sie lange für unmöglich hielt: endlich wieder hören zu können. „Ich kann mittlerweile meinen Alltag und mein Berufsleben wieder super bewältigen, wozu auch das Telefonieren zählt. Auch Gruppendiskussionen kann ich gut folgen und mich dementsprechend einmischen. Am meisten genieße ich aber die einfachen Dinge im Leben: wie stundenlang und ohne Anstrengung mit einer guten Freundin zu quatschen und die ersten Wörter meines Kindes zu verstehen“, beschreibt die 36-Jährige ihre neugewonnene Lebensqualität. Valerie Pestinger ist nur ein Beispiel von vielen jungen Menschen, die von Hörverlust betroffen sind. Neueste Untersuchungen der WHO belegen nämlich gerade in der Altersgruppe der 12- bis 35-Jährigen einen signifikanten Anstieg von Hörverlust: So ist fast jede/r vierte Jugendliche gefährdet, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. „Der signifikante Anstieg von Hörverlusten in der jungen Zielgruppe ist auch oft auf das neue Freizeitverhalten, wie den übermäßigem Kopfhörer-Konsum, zurückzuführen“, erklärt auch Prof. Praetorius. Bereits heute sind rund 35 Millionen Kinder unter 15 Jahren weltweit von Hörverlust betroffen. Viele von ihnen leiden von Geburt an unter dieser Erkrankung, denn im Schnitt kommen bei 1.000 Neugeborenen ein bis zwei Kinder bereits mit einer schwerwiegenden Hörminderung zur Welt.

Mehr als nur nicht hören können

Prof. Mark Preatorius

Prof. Mark Praetorius ist stellvertretender Klinikdirektor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) © UKE_Eva Hecht

Während man bei Neugeborenen mit dem obligatorischen Hörscreening Hörverlust bereits frühzeitig entdecken und behandeln kann, bleibt eine Hörminderung, welche erst im Laufe des Lebens entwickelt wird, bei vielen Menschen lange unentdeckt mit teilweise dramatischen Folgen. Denn mit dem Verlust des Gehörs verlieren Betroffene weit mehr als nur die Fähigkeit hören zu können. So lassen Studien der letzten Jahre den Rückschluss zu, dass schlechtes Hören, Demenz und Stürze miteinander korrelieren. Auch im Straßenverkehr spielt das intakte Hörvermögen eine wichtige Rolle: Denn neben dem Sehen ist das Hören der wichtigste Sinn, um Gefahren im Straßenverkehr rechtzeitig wahrnehmen zu können und Risiken zu vermeiden. Daneben hat eine verminderte Hörleistung ebenfalls Einfluss auf die sozialen Interaktionen der Betroffenen. Wer an Hörverlust leidet, kann nur noch eingeschränkt mit seiner Umwelt kommunizieren und zieht sich aus diesen Gründen oft in sich selbst zurück. Vereinsamung und Isolation sind nicht selten die Folgen, psychische Erkrankungen, wie Depressionen, die weitreichenden Konsequenzen. Daher gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wer bei sich oder seinen Angehörigen eine Verschlechterung des Gehörs feststellt, sollte unbedingt zunächst ärztlichen Rat einholen. Regelmäßige Untersuchungen des Hörvermögens, helfen zudem eine Hörminderung frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Weitere Anlaufstellen, für alle, die sich zum Thema Hörimplantate informieren möchten, sind die Med-el Care Center: Hier erhalten Interessierte in vielen deutschen Städten eine individuelle und persönliche Beratung. Auf dem Informationsportal „endlich-wieder-hören.org“ engagieren sich sowohl Valerie Pestinger als auch Prof. Mark Praetorius – beide wollen mit ihren Erfahrungen und dem Expertenwissen Menschen mit Hörverlust umfassend informieren und bestehende Ängste abbauen. Die Kontaktdaten des UKE und aller weiteren implantierenden Kliniken in Deutschland findet man auf medel.de unter dem Menüpunkt „Kliniken“.

 


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