Cochlea-Implantat-Versorgung und Krankenhausreform?
Deutscher Hörverband appelliert bei DHV Online-Dialog: Regionale CI-Selbsthilfe muss den Reformprozess aktiv mitgestalten! Marion Hölterhoff vom CIV NRW berichtete über die Entwicklungen in NRW.
Was bringt die Krankenhausreform für die zukünftige Versorgung mit dem Cochlea-Implantat? Worauf müssen sich CI-versorgende Einrichtungen und vor allem die CI-Träger einstellen? Profunde Antwort gab es bei einem weiteren "DHV Online-Dialog" des Deutschen Hörverbands, DHV, bei dem Marion Hölterhoff, Vorsitzende des CIV NRW informierte.
Marion Hölterhoff, Vorsitzende des CIV NRW
Appel: Selbsthilfe muss Reformprozess aktiv begleiten
In den zurückliegenden zwei Jahren diente das Bundesland NRW als Testregion für die anstehende bundesweite Reform; der CIV NRW hat unter Leitung von Marion Hölterhoff sowie gemeinsam mit der DCIG diesen Reformprozess aufmerksam begleitet sowie maßgeblich und im Sinne der Cochlea-Implantat-Träger mitgeprägt. Die Online-Veranstaltung nutzte der DHV zudem für einen Appell: Es sei dringend erforderlich, dass sich alle regionalen Strukturen der CI-Selbsthilfe aktiv in den Reformprozess in ihrem jeweiligen Bundesland einbringen. Der DHV und die ihm angeschlossenen Strukturen wollen zudem den bundesweiten Austausch vorantreiben und Empfehlungen erarbeiten.
NRW als Testregion
Die bundesweite Krankenhausreform kommt. Auch unter der aktuellen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) wird sie weiter vorangetrieben. Und was die Reform erwarten lässt, zeigt der Blick nach Nordrhein-Westfalen: Hier wurde die Krankenhausreform in den vergangenen zwei Jahren bereits probeweise durchgeführt; das bevölkerungsreichste Bundesland diente als Testregion für das gesamte Bundesgebiet.
Maßgebliche Erfolge durch viele Gespräche
Wie die Reform der Cochlea-Implantat-Versorgung sowie all jenen Menschen, die mit dem CI leben, Rechnung trägt, legte Marion Hölterhoff beim "DHV Online-Dialog" Mitte Juli dar. Gemeinsam mit dem CIV NRW sowie der DCIG hatte sie den Reformprozess aktiv begleitet und mitgeprägt: DCIG und CIV NRW veröffentlichten mehrere Stellungnahmen und waren in zahllosen Gesprächen in den unterschiedlichsten Gremien präsent. Diese engagierte Einflussnahme konnte unter anderem verhindern, dass alle Ohroperationen in einer Leistungsgruppe mit Cochlea-Implantaten stehen – eine entscheidende Weichenstellung, damit die besonderen Anforderungen in CI-Versorgung und lebenslanger CI-Nachsorge berücksichtigt werden. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Operationen ist beim CI eine lebenslange Nachsorge notwendig, deren Kosten nach jetzigem Stand mit der Fallpauschale zur Implantations-Operation abgegolten sind. Wenn die operierende Klinik die Leistungsgruppe CI nicht mehr betreiben kann, ist die Fortsetzung der Nachsorge an einer anderen Klinik nicht finanziert.
Teilerfolg: Klinikschließungen verhindert
Auch mit Blick auf die CI-Fallzahlen und den Erhalt von CI-Kliniken wurde auf die Stimme der Selbsthilfe gehört; statt der ursprünglich geplanten Schließung von fünf Kliniken in Nordrhein-Westfalen dürfen jetzt nur zwei Kliniken im Landesteil Nordrhein keine CI-Versorgungen mehr vornehmen.
"Der CIV NRW und zuallererst Marion Hölterhoff haben sehr deutlich vorgemacht, was die engagierte regionale CI-Selbsthilfe in ihrem Bundesland erreichen kann", so Dr. Roland Zeh, Präsident der DCIG und Mitglied im Vorstand des DHV. "Durch die aktive Mitgestaltung an der Krankenhausreform ist es möglich, einschneidende Veränderungen im Gesundheitssystem zu beeinflussen und mitzuprägen – im Sinne der CI-Träger und im Sinne aller. Ohne das wären die besonderen Anforderungen an eine gute, lebenslange CI-Versorgung in NRW möglicherweise kaum berücksichtigt worden. Das zeigt jedoch auch umso mehr, wie wichtig ein solches Engagement in allen anderen Bundesländern ist. Wir appellieren an alle regionalen Strukturen der CI-Selbsthilfe, dem Beispiel von NRW zu folgen. Der DHV wird den Austausch weiter vorantreiben und demnächst einen Katalog mit Empfehlungen vorstellen."
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