13. März 2017

BEA-Treffen in Madrid

Von Sebastian Fehr

Habt ihr euch schon mal gefragt, was dabei herauskommt, wenn sich ca. 40 Menschen aus 12 verschiedenen Ländern – davon die meisten überwiegend CI-Träger – zu einem Meeting treffen?

Chaos? Durcheinander? Gegenseitiges „nicht-verstehen“? Mitnichten! Die Bionic Ear Association lud vom 22. – 23. Februar zu einer Weiterbildungsveranstaltung für Advanced Bionics CI-Träger nach Madrid ein. Ich war einer von 4 deutschsprachigen Teilnehmern und durfte Österreich vertreten. In den frühen Morgenstunden des 22.02 machten wir uns per Flugzeug auf den Weg nach Madrid. Dort angekommen, fuhren wir dann mit einem Taxi vom Flughafen ins Stadtzentrum. Der Taxifahrer schien jedoch sein Fahrzeug und den Stadtverkehr mit einer Formel 1 Rennstrecke zu verwechseln – jedenfalls war ich heilfroh, als wir kurz vor Mittag aus dem Fahrzeit aussteigen durften.

Vorstellung der Teilnehmer
Nachdem wir im Hotel eingecheckt und uns einigermaßen akklimatisiert hatten, ging es nach einem Mittagsbuffet, bei welchem die Gäste der anderen Nationen nach und nach eintrafen, schon zum ersten Programmpunkt. Durch das Event führte schlagfertig und charismatisch Stuart McNaughton, einer der Verantwortlichen von BEA und der Autor des Buches „Das bin nicht ich!“. Er begrüßte alle Teilnehmer und stellte sich und die anwesenden BEA & AB Mitarbeiter vor. Danach waren die CI Anwender wie ich dran, sich jeweils einzeln der Gruppe vorzustellen. Davor hatte ich anfangs ein wenig Bammel – immerhin würde es das erste Mal seit meiner CI-OP sein, dass ich vor Leuten Englisch sprechen würde. Doch ich konnte mir schon beim Mittagsbuffet viel Selbstvertrauen holen, weil ich mich problemlos mit meinem eingerosteten Englisch mit unglaublich netten Menschen aus Belgien und Niederlande unterhalten konnte. Deshalb war ich dann auch nicht mehr verunsichert, als ich vor den anderen sprechen musste.

Ci-Träger aus der ganzen Welt
Die Teilnehmerrunde war vielfältig: Neben CI-Anwendern aus fast allen Teilen Europas war auch CI-Träger von Indien, Marokko und Indonesien anwesend. Kaum zu glauben, welch weiten Weg diese Menschen auf sich genommen haben, nur um ihre Geschichte mit uns zu teilen und um sich mit uns auszutauschen. Ich konnte außerdem auch Techniker und Produktentwickler von Advanced Bionics kennenlernen und so mehr über technische Feinheiten erfahren.
Zunächst wurden wir an den beiden Tagen vor allem technisch auf den neuesten Stand der Dinge gebracht betreffend Implantaten und Prozessoren. Das Naida Link System sowie das neueste Implantat der HiRes Serie, das HiRes Ultra, wurden vorgestellt. Neben dem Technik Update erzählte Stuart immer wieder Geschichten von außergewöhnlichen CI-Trägern, die teilweise auch live via Skype zugeschaltet waren.

Highlights der Tage 
Highlight der beiden Tage waren für mich die Vorträge zweier Eltern – einmal aus Marokko und Indien – welche die Geschichte ihrer Kinder erzählt haben: Einmal ging es um Ghita R., welche 2006 taub geboren wurde und nur dank der frühen CI Implantation nun ein normales Leben führen kann. Ihr Vater Said erzählte, welche Barrieren es zu überwinden galt, ehe sein Mädchen implantiert werden konnte. Ähnlich und doch anders erging es Megha mit ihrer 7 Jährigen Tochter Reha M.: Die junge indische Mutter musste sogar nach Amerika reisen, um für ihre Tochter ein CI zu bekommen. Reha wurde mit 4 Jahren implantiert. Heute ist das Mädchen 7, spricht 3 Sprachen und spielt gerne Klavier. Diese rasche Entwicklung war möglich, weil auch die Mutter ihr Leben komplett auf die Gehörlosigkeit des Kindes abstimmte und nun eine eigene „Erwachsenen-Kind“- Beratung in Indien betreibt. Lesen kann man darüber unter: www.triyoke.org

Nach den sehr emotionalen Vorträgen gab es dann zum Abschluss 3 Referate über spannende Themen: Eines davon war von Sarah Cuypers (AB Mitarbeiterin) aus Belgien über das Zusammenspiel „Hören und Gehirn“, was für mich sehr informativ war.

Fazit: Für mich war dieses Meeting ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, dass ich Menschen aus aller Welt kennenlernen durfte, die ähnliche und auch mit ganz anderen Problemen wie ich zu kämpfen haben, nein. Ich hab auch neue Freunde gewonnen, von denen ich nun weiß, dass sie teilweise am anderen Ende des Erdballes auch kämpfen. Sie kämpfen um Aufklärung, sie kämpfen um Sensibilisierung der Gesellschaft. Und eines eint uns, macht uns quasi zu Mitstreitern: Wir haben alle den Schritt ins Ungewisse gewagt:

Der Weg ins Ungewisse.

Der Weg ins Licht ist ein langer Weg
und wirkt wie ein unendlicher Hafensteg.
Die Sonne geht unter und leuchtet rot,
Im Hafen legt an das letzte Boot.

Wohin der Steg führt, kann man nicht sehen,
man geht blind voran, ohne zu verstehen
Wo der Pfad endet, wo ist das Ziel?
Ist am Ende alles nur ein Spiel?

Stehen bleiben ist keine Option,
weitergehen und auf etwas Glück hoffen schon.
Der Weg ist nicht gefährlich und auch ausreichend breit,
nur nicht zu wissen was einem erwartet ist eine Gemeinheit.

Die Ungewissheit macht dich fertig, was passiert?
Ist das Leben einfach an dir vorbei marschiert?
Bist du stehen geblieben oder gar zurück gerannt?
Hat dich der Mut verlassen und du bist zurück aufs Festland?

Unsicherheit ist dein ständiger Begleiter.
Zweifel, Sorgen, und Ängste machen dich nicht heiter.
Einfach nach vorn gehn, einen Schritt nach den anderen setzen,
lösen bei dir entsetzen aus, denn du könntest dich ja verletzen.

Wer oder was hilft dir aus dieser paradoxen Situation?
Wie kommst du zu deinem Hohn oder Lohn,
der am Ende des Weges wartet, wer weiß das schon?

Am Ende musst du dich selbst Bewegen,
denn es ist so wie immer im Leben:
Hilfe von außerhalb ist zwar schön und gut.
Am Ende musst du aber aufbringen den nötigen Mut.

Drum geh deinen Weg entschlossen voran.
Mach dabei Fehler und denk daran:
Unbekümmertheit ist oft ein Segen.
Er hilft dir auf all deinen unübersichtlichen Wegen.

© Fehrhöert (www.facebook.com/fehrhoert ) alias Sebastian Fehr

Bild oben: Alle Teilnehmer des BEA-Treffens in Madrid.
Bild unten: Die Delegation aus Deutschland und Österreich.


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