28. August 2019

Induktive Höranlagen bleiben aktuell

Allem technischen Fortschritt zum Trotz bleiben induktive Höranlagen noch für mindestens ein Jahrzehnt eine unverzichtbare Hilfe für Nutzer von Hörgeräten und Cochlea Implantaten. Darauf macht das internationale Komitee für barrierefreien Hör-Zugang (IHAC) aufmerksam.

Den Wortlaut der Erklärung finden Sie hier:

Das Internationale Komitee für barrierefreien Hör-Zugang (International Hearing Access Committee IHAC) hat zum Ziel, den Zeitrahmen für den Übergang von bestehenden Systemen der Audio-Übertragung mit Induktionsschleifen, sowie anderen Hörhilfsmitteln, zu einer Plattform der digitalen Audio-Übertragung direkt in Hörsysteme abzuschätzen. Hör-System-Träger brauchen einen ununterbrochenen Qualitäts-Zugang in öffentlichen Einrichtungen, welcher gegenwärtig von Telefonspulen (Induktionsspulen) in Verbindung mit Induktiven Höranlagen / Hörhilfsmitteln geliefert wird. IHAC anerkennt, dass die Europäische Vereinigung der Hör-System Hersteller (European Hearing Instrument Manufacturers Association EHIMA) seit 2014 ernsthafte Schritte unternommen hat, um ein standardisiertes Hörgeräte-Profil für die Bluetooth-Verbindung zu entwickeln. Dies wird es schlussendlich erlauben, Stereo-Audiosignale von hoher Qualität direkt in Hör-Systeme zu «streamen» (übertragen).

EHIMA gibt zu, dass dieser Prozess länger als erwartet dauert. Konsumenten-Organisationen, obwohl begeistert, was die Zukunft bringen wird, sind jedoch darüber beunruhigt, dass verfrühte Ankündigungen von weiterer Forschung in die
Induktionsspulen-Technologie abhalten und zu einer Vernachlässigung und eventuellen Abschaffung von Induktiven Höranlagen / Hörhilfsmitteln führen werden, bevor die neue Technologie völlig ausgereift und sorgfältig von den Endverbrauchern bewertet worden ist. Während eine genaue Abschätzung des Zeitrahmens eines weltweiten Übergangs vom analogen zu einem digitalen Audio-Streaming-System gegenwärtig nicht gemacht werden kann, ist es vernünftig anzunehmen, dass der Gebrauch von Telefonspulen / Induktionsspulen, Induktiven Höranlagen / Hörhilfsmitteln für die nächsten 10-15 Jahre und danach anhalten wird. Die Rechte der Benutzer von Kommunikations-Zugangsmitteln müssen während dieser Periode des technologischen Wandels weiterhin gewährleistet werden. Endbenutzer sollten durch die Aussicht auf eine allzu optimistisch berechnete baldige zukünftige technologische Entwicklung nicht verführt werden.

Kommunikationszugang via Telefonspulen
Telefonspulen / Induktionsspulen sind konstruiert, um für schwerhörige Menschen3 in Einrichtungen, wo die Distanz, der Nachhall und der Hintergrundlärm Verstehen verhindert, den Zugang zur Kommunikation zu verbessern.
Vorteile der Telefonspule für Benutzer von Hör-Systemen
--- • Einfachheit der Handhabung für Menschen jeglichen Alters
--- • Vorhandensein in fast allen Hör-Systemen
--- • Erschwinglichkeit, keine zusätzlichen Kosten für Benutzer über den Preis des Hör- Systems hinaus
--- • Energieeffizienz, geringer oder kein Batterieverbrauch
--- • Universalität, jede Telefonspule (Induktionsspule) kann sich mit jedem induktiven Hörhilfsmittel-System verbinden. Dabei spielt weder die Marke des Hör-Systems noch des induktiven Hörhilfsmittel-Systems eine Rolle
--- • sehr geringe Latenz (Zeitverzögerung zwischen dem Gesprochenen und dem Gehörten), was bei Anlässen, die «real-time» stattfinden, wichtig ist

Nachteile der Telefonspule
--- • Übertragung auf nur einem Kanal, kein Stereo
--- • empfindlich auf elektromagnetische Interferenzen

Die Mitglieder des Komitees
--- Andrew Thomas, Präsident, Internationale Vereinigung der Induktionsanlagen-Hersteller (IHLMA)
--- Aïda Regel Poulsen. Generalsekretärin, Europäischer Schwerhörigen-Verband (EFHOH)
--- Dr. Ruth Warick, Präsidentin, Internationaler Schwerhörigen-Verband (IFHOH)
--- Avi Blau, Vize-Präsident, Internationaler Schwerhörigen-Verband (IFHOH)
--- Dr. Hannes Seidler, Deutscher Schwerhörigenbund (DSB), Technikverantwortlicher
--- Dr. Juliëtte Sterkens, Botschafterin für Induktive Höranlagen, Amerikanischer Schwerhörigen-Verband (HLAA)
--- Dr. Rob Drullman, Sekretär, Europäischer Verband der Hörsystem-Hersteller (EHIMA), Technisches Komitee

Geschichte
Die Bildung des Internationalen Komitees für barrierefreien Hörzugang (IHAC) wurde an der 4. Internationalen Konferenz über Induktive Höranlagen vom 6.-8. Oktober 2017 in Berlin, Deutschland, vorgeschlagen. Das Komitee wurde 2018 gegründet und hat drei Online-Sitzungen abgehalten.

Zweck
1. Verständnis zu fördern und das Bewusstsein über die Vorteile von Klang (sound) und Hörhilfsmitteln für schwerhörige Menschen zu erhöhen unter besonderer Berücksichtigung der Technologie von Induktiven Höranlagen
2. Die Weiterentwicklung und ständige Verbesserung von Hörsystemen und die Verfügbarkeit von Induktionstechnologie zu fördern
3. Die verbesserte Funktion der Telefonspule (Induktionsspule) und Innovation zu fördern
4. Das Bewusstsein über die Vorteile der Induktionsspulen unter den Dienstleistern der Hörsystem-Industrie zu schärfen

Zielsetzung
1. Einen weltweiten Strategie-Plan für die Entwicklung und Förderung von Hörtechnologie einschliesslich der Technologie Induktiver Höranlagen zu entwickeln
2. Eine «Landkarte» von existierender Technologie und Ressourcen zu entwickeln
3. Dem Internationalen Schwerhörigenverband (IFHOH) bei der Planung der nächsten Veranstaltung / Konferenz über «Zukünftige Induktive Höranlagen und Technologie» zu helfen

Rahmen
Der Rahmen der Arbeit soll ein breites Publikum umfassen
1. Konsumenten und Befürworter («Werbebotschafter»)
2. Audiologen / Hörakustiker und die Vertreter der Hörgeräte- und der Cochlea Implantat-Industrie
3. Architekten, Toningenieure, Entwickler und Installateure audio-visueller Anlagen
4. Einrichtungen, die unter die Bedingungen von Behindertengesetzen und Inklusions-Komitees fallen
5. Hersteller von Hörhilfsmittel-Systemen und weitere, die an dieser Technologie interessiert sind

Übersetzt von Siegfried Karg


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