4. Mai 2020

Mundbild trotz Maske: Dieses Gesichtsvisier ermöglicht freie Sicht 

Das verdeckte Mundbild verhindert Gehörlosen und Schwerhörigen das Absehen vom Mund. Die Leiterin der CI-Selbsthilfegruppe Oldenburg, Ulla Bartels, hat anstelle der Mund-Nase-Maske ein Gesichtsschild gebastelt, das Hörbeeinträchtigten freie Sicht auf den Gesprächspartner ermöglicht. Die Anleitung dazu lesen Sie hier. 

Ulla Bartels präsentiert ihr selbstgebasteltes Gesichtsschild.
Text und Foto: Ulla Bartels, Oldenburg/Nds. 

Als die ersten hübschen selbst genähten Nase-Mund-Bedeckungen (MNB) auftauchten und auch ich welche geschenkt bekam, war mir schnell klar, dass diese uns hörbeeinträchtigten Menschen vor ein Problem stellen. Wie soll man da vom Mund absehen und die Gesichtsmimik vom Sprecher erkennen, die für unsere Kommunikation ja so wichtig ist?

Ich diskutierte darüber mit einer gehörlosen Freundin im Internet, sie schicke mir dann einen Artikel von einer Studentin in Amerika, die Masken mit Gesichtsfenster für Gehörlose und Schwerhörige herstellt. Als ich das Bild sah, war ich skeptisch und bat meine gehörlose Freundin doch mal probeweise so eine MNB zu nähen. Der Nachteil war, dass er durch den Atem beschlägt und man dann doch nichts vom Gesicht erkennt, aber die Idee war schon mal gut.

Ich liebe Baumärkte, da finde ich immer gute Ideen für so manches Problem, so habe ich dann dort meine Lösung gefunden und zu Hause gebastelt.

Da wir hörbeeinträchtigten Menschen ja unsere Ohren schon mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat (CI) und gegebenenfalls einer Brille voll besetzt haben, bleibt nicht mehr viel Platz für die Gummibänder einer Mundmaske. Bei mir blieben die Gummibänder oft am Gerät hängen, dabei habe ich schon ein paar Ohrhaken verloren. Hinzu kommt, dass nach Möglichkeit die Brille nicht beschlagen sollte. Ich dachte über eine Lösung nach, die nicht auch noch an oder auf den Ohren sitzen muss.

Im Baumarkt fand ich 0,5 mm starke formbeständige (lebensmittelechte, PVC-freie!) Klarsichtfolie, die ich so zuschnitt, dass sie das Gesicht umschließt und auf den Schultern aufliegt und nach vorne etwas länger ist, dann nähte ich sie in ein hübsches Stirnband und versah dieses hinten mit einem Klettverschluss.

Durch Testträger ergaben sich noch einige kleine individuelle Verbesserungen, zum Beispiel eine Aussparung an den Ohrenseiten damit Hörgerät und CI druckfrei sitzen. Von unten kommt in die Gesichtsmaske Luft rein, so dass die Brille nicht beschlägt. Das ist meine Variante von Gesichtsschutz. Corona macht kreativ, ich möchte meine Idee gerne zum Nachahmen vorstellen, vielleicht kommt jemand noch auf eine viel bessere Idee, dann würde ich mich über einen Austausch sehr freuen: ullabartels(at)t-online.de

Zwischendurch wurde ich vom Deutschen Gehörlosenbund bei meiner Idee etwas ausgebremst, weil dieser schrieb, dass die Klarsichtfolien PVC bzw. Weichmacher enthalten, was als gesundheitsschädigend bekannt ist. Meine Nachforschungen im Internet ergaben, dass es auf dem Markt lebensmittelechte Folie gibt, die frei von Schwermetallen, Weichmachern und PVC sind. Sie sind nicht leicht zu bekommen, aber es gibt sie. Was ich noch nicht finden konnte, sind beschlagsfreie Folien für Brillenträger.

Zum Schluss wünsche ich mir, dass nicht nur hörbeeinträchtigte Menschen solche Masken nutzen, sondern ich möchte guthörende Mitarbeiter in Geschäften, Ärzte in Arztpraxen und die lieben Nachbarn ermutigen, ebenfalls solche Gesichtsmasken zu tragen, damit wir wieder gemeinsam stressfrei ins Gespräch kommen können.

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